In der 22. Sitzung des zweiten NSU – Untersuchungsausschusses des Bayerischen Landtags stand die Vernehmung eines Kriminalbeamten des Nürnberger Staatsschutzes, KK a.D. Pfister, auf dem Programm.
Bemerkenswert ist dabei der zeitliche Zusammenhang zwischen mehreren von dem Zeugen durchgeführten Gefährderansprachen in der rechten Szene Nürnberg und dem Ende der Morde der Česká-Serie. Nachdem im Jahre 2006 neun Personen in dem rechtsextremen Milieu Nürnbergs darauf hingewiesen wurden, dass nach dem/der Verantwortlichen für die Morde auch unter Rechtsextremist*innen gesucht werde, endete die Česká-Mordserie plötzlich. Nach den Ansprachen in Nürnberg gab es keine weiteren Morde des NSU an Menschen mit Migrationsgeschichte.
„Diese möglichen Verbindungen hätten doch einen vielversprechenden Ermittlungsansatz geboten. Ich verstehe nicht, warum dem nicht nachgegangen wurde“, konstatierte der Ausschussvorsitzende Toni Schuberl während der Vernehmung des Nürnberger Staatsschützers.
Der Zeuge gab an, die Ermittlungen seien unter der „Einzeltätertheorie“ geführt worden. Diese habe besagt, dass ein Täter mit dem Motiv – Hass auf Ausländer – für die Mordserie verantwortlich sei.
„Es ist schwer nachvollziehbar, dass man von einem Einzeltäter ausging, obwohl bereits bei dem ersten Mord an Enver Şimşek Schüsse aus zwei Pistolen festgestellt wurden. Ebenso bei İsmail Yaşar redeten Zeugen von zwei Personen, die auf Fahrrädern von der Tatstelle flüchteten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es jeweils mehr als ein Täter war“, konfrontierte Ausschussmitglied Cemal Bozoğlu den Zeugen. „Diese Zeugenbefragung hat uns gezeigt, dass es Ermittler mit dem richtigen Riecher gab. Allerdings war die Sichtweise offensichtlich nur auf Nürnberg beschränkt. Warum nicht auch in München in diese Richtung ermittelt und eine Gefährderansprache durchgeführt wurde, bleibt offen.“, so Cemal Bozoğlu weiter.
Die letzte Zeugenbefragung dieses Sitzungstags fand aus Geheimschutzgründen nicht-öffentlich statt. Dabei wurde ein Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz befragt.
Die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses findet am Montag, den 6. März 2023 mit Beweisaufnahme insbesondere zu der Verstrickung von Mandy Struck statt.
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